ANSCHLAG

von Johannes Hoffmann

Es ist der 13. November 2015. Ein Mann steht in seinem Vorgarten. Der Rasen ist frisch gemäht. Seine Ehefrau beobachtet ihn. Die Klimaanlage ist defekt. Sie schwitzt. Ein junger Mann läuft durch die Stadt.  Er hat heute etwas vor. Ein Experte sitzt alleine in seiner Wohnung und wartet sehnsüchtig bis etwas passiert. Im Fernseher läuft ein Fußballspiel.  Man hört einen Knall. In einem Café wird geschossen. Eine Rockband spielt ihr Konzert. Drei Männer stürmen das Theater. Und ein kleiner Junge  schleckt verzweifelt an seinem schmelzenden Eis, versucht ungeschickt mit seiner Kinderzunge das Massaker aufzuhalten. Die Terroranschläge von Paris im Jahr 2015 erschütterten die westliche Gesellschaft.  Die europäische Welt scheint nicht mehr dieselbe zu moralischen Zuordnung, sie „sprengen“ unser Weltverständnis und Wertesystem. Der junge österreichische Autor Johannes Hoffman untersucht in seinem Stück “Anschlag“ die Anatomie dieses Terrorakts. Über die Form der episodischen  Erzählung nähert er sich den Fragen: Wer waren die Attentäter? Wie verhalten sich Medien und Experten?  Wie verhält sich die Gesellschaft? Wie wird heutzutage die Angst vor dem Islam instrumentalisiert? Was braucht ein Mensch, um auf unschuldige Menschen schießen zu können? Vier Schauspielerinnen begeben sich auf Spurensuche. Sie schlüpfen in verschiedenste Rollen und wechseln die Perspektiven. Die Grenzen zwischen Opfern und Tätern verschwimmen.

 

Regie: Krzysztof Minkowski, Text: Johannes Hoffmann, Bühne & Kostüme: Konrad Schaller, Schauspiel: Elzemarieke de Vos, Carolin Karnuth, Rashidah Aljunied, Meda Gheorghiu-Banciu

 

»Harte Cuts in Beleuchtung und Ton setzt Krzysztof Minkowski, um seine Inszenierung ähnlich montageartig zu rhythmisieren wie Hoffmann seinen Text. (…) Stimmig und souverän ist diese Inszenierung mit vier überzeugenden Schauspielerinnen.« (www.nachtkritik.de, 21.05.2017)

»Beeindruckend ist dennoch, was der polnische Regisseur Krzysztof Minkowski und die vier sprechstarken Darstellerinnen aus dieser Perspektivkollage machen: ein Sprech-Oratorium, in dem sich die Einzelstimmen geschickt aus dem Chor lösen. (…) Ein inhaltlich angreifbarer, theatralisch guter Abend.« (Berliner Zeitung, 23.05.2017)

 

Premiere am 20.05.2017 im Heimathafen Neukölln in Berlin