DER KIRSCHGARTEN
von Anton Tschechow
Das Geld der Familie ist weg. Durchgebracht in vielen langen und wilden Nächten in der Metropole Paris. Nun ist die Gutsbesitzerin Ranjewskaja zurück in der russischen Provinz und steht vor den Trümmern ihrer Existenz. Lösungen bieten sich an. Nun, man könnte umschulden. Vielleicht auch die Pflegetochter lukrativ, doch nicht standesgemäß verheiraten. Oder man könnte auf den ehemaligen Leibeigenen hören: Den wunderschönen Kirschgarten abholzen, den Grund parzellieren und an neureiche Großstädter verkaufen, damit die dort ihre Datschen errichten. Aber sollte man nicht weiterhin, auch angesichts der neuen ökonomischen Wirklichkeit, angesichts dieser kalten, berechnenden Moderne, die das Land überzieht, auf ein Wunder hoffen? Tschechow beschreibt in seinem 1903 entstandenen Stück präzise die Zumutungen des Kapitalismus für eine in ihren Werten stagnierende Gesellschaft.
Inszenierung: Krzysztof Minkowski, Bühne und Kostüme: Konrad Schaller, Musikalische Komposition: Micha Kaplan, Dramaturgie: Henrik Kuhlmann, Regieassistenz: Tabea Schöneweiß, Inspizienz: Babette Bartz, Soufflage: Ines Kästner, Ranjewskaja: Katrin Heller, Anja: Klara Eham, Warja; Katharina Paul, Leonid Andrejewitsch Gajew: Frank Buchwald, Jermolaj Alexejewitsch Lopachin: Luis Quintana, Pjotr Sergejewitsch Trofimow: Bastian Inglin, Dunjascha: Fanny Holzer, Jascha: Lev Semenov
»Große Kollektivleistung auf der Bühne. Das energetische und auch schweißtreibende Spiel der Darsteller hält die Spannung über die ganze Zeit hoch. Die Live-Videoprojektionen geben dem Stück nicht nur eine zusätzliche Ebene, auch sind so die Darsteller fast die ganze Zeit über im Bild. Die Kamera kommt den Darstellern zuweilen sehr nahe. Dies erhöht die Intensität der Vorstellung, je weiter die Handlung voranschreitet – und damit auch die Verzweiflung der Handelnden. Angesichts dieser Kollektivleistung ist es schwer, einzelne Darsteller mit ihren Beiträgen herauszugreifen, zu nennen wären Klara Eham (Anja), Fanny Holzer (Dunjascha) und Katharina Paul (Warja). Und Bastian Inglin überzeugt in der Rolle des schluffigen Studenten Trofimow.« Ostsee Zeitung, 13.03.2022
Premiere am 12.03.2022 am Volkstheater Rostock