SCHÖNE NEUE WELT

von Aldous Huxley

Wenn man alles auf Knopfdruck haben kann, auch und vor allem das Glück, welcher Wunsch bleibt da noch offen? 1932 erschien einer der wichtigsten utopisch-dystopischen Romane des 20. Jahrhunderts, ein bis heute in der ganzen Welt gelesener Klassiker, der Titel ein geflügeltes Wort. Aldous Huxley ließ seine „Brave New World“ eigentlich 500 Jahre in der Zukunft spielen. Aber was damals Zukunftsvision war, ist heute schon (fast) Gegenwart. Sex, befreit von jeglicher Moral und jedem Gefühl, wunschloses, immer verfügbares Glück, geboren aus der Chemie, und was vielleicht noch fantastischer ist: eine neue Welt, ganz speziell für uns designt, die alle unsere Wünsche erfüllt und uns verlässlich von allem ablenkt, was sie nicht bieten kann – oder will. Wir haben uns eine „Schöne neue Welt“ erschaffen, deren Befriedigungen, Verabredungen und Algorithmen so tief in uns eingedrungen sind, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. Die da draußen, die außerhalb unserer idealen Gesellschaft leben, deren archaisches Leben gehört ja wohl eher ins Reich der Geschichte und Geschichten. In solch einer Gemeinschaft ist John Savage aufgewachsen, in einem Reservat am Rande der Zivilisation. Einem Ort, an dem Hoffnung oft vergeblich und Frustration die Realität ist. Savage verkörpert all das, was die „Schöne neue Welt“ hinter sich gelassen hat. Als Savage zurückkehrt, beweist sein schäbiges Dasein nur einmal mehr, dass eine Welt, in der er nicht existiert, eine bessere ist. Aber ist dieser Mensch wirklich „der Andere“? Und wirklich der Einzige, der anders ist? Ist jegliche Individualität ausgelöscht im Zustand der zwanghaften, immer verfügbaren, alptraumlosen Glückseligkeit? Gibt es kein Recht mehr, anders zu sein?


Regie: Krzysztof Minkowski, Bühne & Kostüme: Konrad Schaller, Dramaturgie; Carola von Gradulewski, Darsteller: Anne Mareen Rieckhof, Robert Flanze, Nicolas Handwerker und Lukas Jakob Huber.


»Es ist eine großartige und frische Inszenierung von Huxleys „Schöne neue Welt“. Sie ist überraschend anders, dazu das neue Bühnenformat im Foyer und eine absolut Klasse Leistung des Schauspielensembles mit Anne Mareen Rieckhof, Nicolas Handwerker, Robert Flanze und Lukas Jakob Huber, die alle Rollen sehr intensiv, leidenschaftlich und überzeugend spielen. Es gibt von dem 1932 veröffentlichten Klassiker über die Frage, wie wir leben wollen, viele Filme, Bühnenstücke und Inszenierungen, und man hat schon so vieles gesehen, aber dem Pfalztheater-Team ist hier ein modernes, kurzweiliges und fesselndes Stück gelungen, inklusive einer fußläufigen Reise des Publikums ins Reservat (oberes Foyer) und einem Flug zurück nach London (unteres Foyer). Eine Klasse Idee und absolut sehenswerte 70 Minuten..« (Wochenblatt-Reporter.de, 04.06.2023)

»Aber auch im unteren Foyer umspielen Anne Mareen Rieckhof, Robert Flanze, Nicolas Handwerker und Lukas Jakob Huber die Zuschauer regelrecht – bestäuben es mit der Glücksdroge Soma oder winden sich an den Seiten oder im Hintergrund der Stuhlreihen in ihren Emotionen. Und derer hat die Inszenierung viele. Von tiefster Verzweiflung über ebensolche Verwunderung bis zur Hybris und zur reinen Geilheit reicht der Bogen der Gefühle, die das Quartett glaubhaft vermittelt… Und so wird die heftige Diskussion zwischen dem Alpha-Chef und John zur zentralen Szene. Sein Plädoyer für Freiheit und Menschlichkeit ergreift tief und enttarnt den schönen, neuen Weltstaat als das, was er ist: Totalitarismus in Reinform. Insofern hat die Botschaft des Stückes nichts von ihrer Aktualität verloren. Im Gegenteil..« (Die Reihnpfalz, 26.05.2023) 


Premiere am 25.05.2023 am Pfalztheater in Kaiserslautern